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Schuljahr 2009/10
Carina Sadjak
5 CHW
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Nierentransplantation
Carina Sadjak
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Inhalt
1. Vorwort…………………………………………………………………………..…………3
2. Anatomie und Funktion der Nieren………………………………..…………………...4
1.2 Lage und äußerer Bau der Niere………………………………………………4
2.2 Harnleiter………………………………………………………………………….5
3.2 Harnblase…………………………………………………………………………6
4.2 Harnröhre…………………………………………………………………………6
5.2 Harnröhrenmündung bei Mann und Frau…………………...........................7
3. Innerer Struktur……………………………………………………………………………8
1.3 Nierenrinde……………………………………………………………………….8
2.3 Bau und Funktion der Nierenkörperchen……………………………………...8
3.3 Primärharnbildung……………………………………………………………….9
4.3 Nierenmark……………………………………………………….……………...9
5.3 Nierenbecken…………………………………………………………………….9
6.3 Endharn……...…………………………………….……………………………10
4. Nierenerkrankungen und deren Symptome…………………………………………..10
1.4 Diabetische Nephropathie……………………………………………………..10
2.4 Glomerulonephritis…………………………………………………………….10
3.4 Pyelonephritis…………………………………………………………………..10
4.4 Analgetika-Niere………………………………………………………………..11
5.4 Nephrosklerose………………………………………………………………...11
6.4 Zystenniere……………………………………………………………………..11
7.4. Schrumpfniere…………………………………………………………………11
8.4 Hydronephrose…………………………………………………………………11
5. Dialyse……………………………………………………………………………………12
1.5 Hämodialyse……………………………………………………………………12
2.5 Was bedeutet Hämodialyse? …………………………………….…………..13
3.5 Hämofiltration…………….……………………………………………………..15
4.5 Hämodiafiltration……………………………………………………………….15
5.5 Bauchfelldialyseverfahren…………………………………………………….16
6. Geschichte der Nierentransplantation………………………………………………...16
1.6 Transplantation in Österreich………………………………………………..17
7. Vor Aufnahme auf die Warteliste……………………………………………………...18
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1.7 Gründe für die Aufnahme………………………………….……………......18
2.7 Programm für ältere Patienten……………………………………………..18
3.7 Untersuchungen vor Aufnahme…….……………………………………….19
4.7 Wartezeit……………………………………………………………………...20
8.Feststellung des Hirntodes…………………………………………………………….21
1.8 Feststellung klinischer Symptome………………………………………….22
9. Ablauf einer Lebendspende……………………………………………………….…23
1.9 Allgemeine Voraussetzungen………………………………………………24
2.9 Allgemeine Voraussetzungen für eine Nierenlebendtransplantation…..25
3.9 Risiko der Lebendnierenspende…………………………………………..25
4.9 Langzeit-Risiko der Nierenspende………………………………………..25
5.9 Bluthochdruck….……………………………………………………………26
5.9 Bluthochdruck….……………………………………………………………26
6.9 Urineiweißausscheidung……..……………………………………………..26
10. Einbestellung zur Nierentransplantation…………………………………………26
11. Nierentransplantation……………………………………………………………...28
12. Der Klinikaufenthalt………………………………………………………………...30
1.12 Immunsuppression………………………………………………………..32
13. Komplikationen durch Infektion……………………………………………………….32
1.13 Wundinfektion…………………………………………………………………32
2.13 Lungenentzündung………………………………………………………….33
3.13 Harnwegsinfektion…………………………………………………………..33
4.13 Pilzinfektion…………………………………………………………………..33
5.13 Virusinfektionen……………………………………………………………...34
14. Nachsorge………………………………………………………………………………35
15. Nierentagebuch………………………………………………………………………...36
16. Nachwort…………………………………………………….………………………….39
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1.Vorwort
Bereits seit seiner Kindheit hatte mein Onkel Probleme mit den Nieren. Im Jahr 2005,
im Alter von 44 Jahren, wurde die Dialyse die einzige lebenserhaltende Alternative.
Ich erinnere mich sehr gut an diese Zeit, wie er immer schwächer wurde und die
Abstände zwischen den Dialysen immer kürzer. Die ganze Familie hoffte auf eine
baldige Spende.
Als dann am 4.6.2006 der Anruf kam, dass eine passende Spenderniere gefunden
wurde, waren wir alle überglücklich und die Freude und Erleichterung, als nach der
Transplantation feststand, dass die Niere angenommen wurde, kaum zu
beschreiben.
In dieser Zeit, obwohl ich erst 14 Jahre alt war, wurde mir immer mehr bewusst, wie
wichtig Organspenden sind.
Mit dieser Spende wurde meinem Onkel ein neues Leben geschenkt. Dies ist auch
der Grund, warum für mich von Anfang an feststand, dass es für mich nur ein Thema
für die fachspezifische Arbeit gibt. Deshalb begann ich bereits vor Monaten mich
noch intensiver mit dem Thema Nierentransplantation zu beschäftigen.
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2.Anatomie und Funktion der Niere
Die Nieren sind paarig angelegte Organe, die beidseits der Wirbelsäule unterhalb der
letzten Rippen angeordnet sind. Sie liegen zwischen dem Bauchfell und der hinteren
Bauchwand. Die linke Niere steht gewöhnlich ca. 1,5 cm höher als die rechte,
aufgrund des Raumbedarfes des rechten Leberlappens. Man unterscheidet an ihnen
einen oberen und einen unteren Pol, sowie eine Vorder- und eine Rückseite. Bei
tiefer Einatmung können beide Nieren unter Umständen bis zum Darmbeinkamm
hinunter sinken, umgekehrt können sie auch etwas aufsteigen.
Die linke Niere liegt unterhalb der Milz. An dem oberen Pol der Niere befindet sich
jeweils eine hormonaktive Nebenniere. Jede Nebenniere hat eine eigene
Faszienbefestigung. Eigentlich haben Nieren und Nebennieren nichts miteinander zu
tun, sie haben völlig unterschiedliche Aufgaben.
Beim Erwachsenen ist eine Niere etwa 12 cm lang, 6 cm breit und etwa 4 cm dick.
Sie wiegt ca. 150-200g. Nieren sind bohnenförmig mit einer zentralen Einbuchtung,
dem Nierenhilus. Er ist die Durchtrittsstelle für die Nierenarterie, die Nierenvene,
Lymphgefäße, Nerven und den Harnleiter. Hier liegt auch das Nierenbecken, das den
Harn sammelt und über den Harnleiter zur Harnblase leitet.
Abb.1
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Die Nieren sind vollständig von einer bindegewebigen Haut, der Nierenkapsel
umgeben, in die Stützfett eingelagert ist. Das Stützfett dient als Wärmeschutz, es soll
die Nieren vor Erschütterungen bewahren und ihre Lage im Körper stabilisieren.
Dabei handelt es sich um das so genannte braune Fett oder Baufett, das im
Gegensatz zum gelben Fett (das sich bei Übergewicht ansammelt) in seiner Masse
stabil bleibt und nicht den ernährungsbedingten Schwankungen unterliegt. Nur in
einem Zustand größter Not für den Körper wird auf diesen Fettpolster als Reserve
zurückgegriffen. Bei starker Abmagerung wird dieses Fett eingeschmolzen. Es kann
dann zum Absinken der Niere und zu einer Behinderung des Harnabflusses
kommen. Dabei besteht die Gefahr einer Harnleiterabknickung.
Die Nieren sind über ihre Hüllen an der hinteren Körperwand befestigt, dieser
Kontakt ist aber nicht so stark, wie es bei anderen Organen der Fall ist. Andere
Organe innerhalb der Bauchhöhle wie z.B. der Darm oder die Leber werden von
Bauchwandschlingen an der Bauchwand festgehalten. Weil die Nieren aber nicht
vom Bauchfell umgeben sind, können sie auch nicht von ihm gehalten werden. Dies
ist auch der Grund warum Nieren empfindlich gegenüber Erschütterungen sind.1
2.2 Harnleiter
Die beiden Harnleiter sind ca. 25cm lange, muskulöse Schläuche, die das
Nierenbecken mit der Harnblase verbinden. Die Muskelschicht besteht aus glatten
Muskelfasern, die vom vegetativen Nervensystem versorgt werden. Durch
wellenförmig fortschreitende Bewegungen transportieren sie den Harn. Beide
Harnleiter münden seitlich von hinten in die Harnblase ein. Da sie schräg durch die
Blasenmuskulatur durchtreten entsteht ein ventilartiger Druckverschluss. Dieser
öffnet und schließt sich um den Urin in die Harnblase einfließen zu lassen und er
verhindert gleichzeitig ein Zurückströmen des Urins. Durch den Innendruck der
Harnblase wird der in der Blasenwand gelegene Teil des Harnleiters
zusammengepresst. Der Urin tropft stetig vom Nierenbecken durch die Harnleiter in
die Harnblase.
1
vgl. Die Sprache der Niere (Harnwege), Christiane Krohn, S. 11-14
7
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Es gibt 3 Engpässe des Harnleiters:
• kurz unterhalb des Nierenbeckens
• an der Überkreuzungsstelle mit den großen Blutgefäßen des Beckens
• am Eintritt in die Harnblase
An diesen Stellen können sich leicht Nierensteine einklemmen. Dabei werden die
Harnleiter aufgedehnt, weshalb sich die Muskulatur des Harnleiters krampfartig
bemüht, den Stein weiter zu befördern. Dadurch kommt es zu kolikartigen
Schmerzen.
3.2 Harnblase
Die Harnblase liegt hinter der Schambeinfuge und ist ein Hohlorgan aus glatter
Muskulatur welche an ihrer Innenseite mit Schleimhaut überzogen ist. Die
Harnröhrenschleimhaut weist zahlreiche Schleimdrüsen auf. Hier wird der Harn
gesammelt, der von den Nieren produziert und über die Nierenbecken und Harnleiter
zur Harnblase transportiert wird. Ab einem bestimmten Füllungszustand melden
Dehnungsrezeptoren der Blasenschleimhaut den Harndrang. Die Harnblase hat ein
Fassungsvermögen von ca. einem halben Liter bis maximal 700 ml. Harndrang kann
schon ab einer Füllung mit 200 ml eintreten.
4.2. Harnröhre
Aus der Harnblase führt die Harnröhre. Die Mündungsstelle der beiden Harnleiter
und die Austrittstelle der Harnröhre bilden das so genannte Blasendreieck. Hier ist
die Schleimhaut fest mit der Muskulatur verbunden und bleibt immer faltenlos
weshalb der Fluss des Urins begünstigt wird.
Der Abfluss des Harns wird durch 2 Ringmuskeln, den Schließmuskel und den
Sphinkter gehemmt. Der obere Ringmuskel liegt am Harnblasenhals und arbeitet
unwillkürlich. Der untere Ringmuskel wird von der Beckenbodenmuskulatur gebildet
und arbeitet willkürlich. Die Entleerung der Harnblase wird über das vegetative
Nervensystem gesteuert. Das zentrale Nervensystem kann die Entleerung
verzögern.
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Beim Wasserlassen entspannen wir den willkürlichen Sphinkter, der unwillkürliche
entspannt sich dadurch automatisch mit und der Urin kann abfließen.
Abb
Beim Mann ist die Harnröhre ca. 20-25 cm lang und mündet an der Eichel. Bei der
Frau ist die Harnröhre ca. 5 cm lang und mündet in den Scheidenvorhof. Die
Auskleidung der weiblichen Harnröhre ist hormonellen Einflüssen unterworfen. Die
Öffnung der Harnröhre ist nur unzureichend geschützt, wodurch es bei Frauen eher
zu Verunreinigungen mit entzündlichen Reizungen kommen kann. Da bei der Frau
die Harnröhre viel kürzer ist als beim Mann, kommt es hier eher zu einer Entzündung
der Harnblase, da die mikrobiellen Verunreinigungen einen kürzeren Weg hinauf in
die Harnblase haben.2
2
vgl. Die Sprache der Niere (Harnwege), Christiane Krohn, S. 15-17
9
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3. Innere Struktur
Die Niere ist in 2 Schichten gegliedert. Sie besteht außen aus einer braun-rosa
Nierenrinde (Cortex renalis) und innen aus einer Reihe organspezifischer Keile, die in
Form von Pyramiden angeordnet sind und als Nierenmark bezeichnet werden. Die
Spitzen der Markpyramiden bilden die Nierenpapillen. Über die Nierenpapillen
stülpen sich schlauchartig die Nierenkelche. Hier wird der fertige Harn aufgefangen
und in den Sammelraum des Nierenbeckens weitergeleitet. Nierenkelche und
Nierenbecken gehören schon zu den ableitenden Harnwegen.
1.3 Nierenrinde
3
vgl. Die Sprache der Niere (Harnwege), Christiane Krohn, S. 19
4
http://www.medizinfo.de/urologie/anatomie/nierenkoerperchen.shtml
10
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3.3 Primärharnbildung
Die Harnbildung erfolgt im Nephron, welches die kleinste funktionelle Einheit der
Niere ist. Ein Nephron besteht aus der Bowman-Kapsel und dem Tubulus-Apparat.
Die in die Bowmansche Kapsel hineinführende Arteriole ist bedeutend größer als die
wegführende Arteriole. Dadurch wird der Gefäßknäuel prall gefüllt und es entsteht in
den Gefäßen ein Überdruck. So wird plasmaähnliche Flüssigkeit in die ableitenden
Harnkanälchen gepresst bzw. filtriert. Jetzt sprechen wir von Primärharn. Primärharn
besteht aus Blutplasma mit allen im Plasma befindlichen Stoffen, jedoch ohne
hochmolekulare Eiweiße, da diese die Gefäßwand der Glomeruluskapillaren nicht
passieren konnten, Innerhalb von 24 Stunden werden 150 Liter Primärharn filtriert.
4.3 Nierenmark
5.3 Nierenbecken
Das Nierenbecken ist ein Hohlraum in welchen 8-10 Nierenkelche münden. Sie sind
unterschiedlich geformt. Sie bestehen aus glatter Muskulatur und sind mit
Übergangepithel ausgekleidet, welches den Transport des Urins unterstützt. Das
Fassungsvermögen des Nierenbeckens variiert von 3-8 ml. Das Nierenbecken gehört
schon zu den ableitenden Harnwegen.
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6.3 Endharn
Als Endharn bezeichnet man das sich im Nierenbecken sammelnde und in die
Harnblase abgegebene konzentrierte Filtrat des Plasmas, das etwa ein Volumen von
1,5 Liter pro Tag ausmacht. Es wird als Urin ausgeschieden.5
Die Funktionsreserven der Nieren sind sehr groß. Auch nach dem Verlust einer Niere
kommt es nicht zu einer Störung des Wasserhaushaltes, auch noch zu keinen
Vergiftungserscheinungen. Erst wenn mehr als zwei Drittel des gesamten
Nierengewebes ausfallen, ruft das Einschränkungen hervor. Die Ursachen der
Nierenschädigungen sind vielfältig. Die häufigsten und bekanntesten
Nierenerkrankungen sind:
2.4 Glomerulonephritis:
das sind Krankheiten die sich vorwiegend am Glomerulum abspielen. Diese
Erkrankungen treten häufig nach einer Infektion des Mund- und Rachenraumes bzw.
einer Grippe auf. Vielfach bleibt die Ursache aber unbekannt.
3.4 Pyelonephritis:
Eine Nierenbeckenentzündung wird durch Infektionen des Nierenbeckens mit
Bakterien hervorgerufen. Die Erreger erreichen die Nieren meist über die Harnblase.
Anzeichen für eine Nierenbeckenentzündung sind plötzlich ansteigendes Fieber,
Schüttelfrost und Appetitlosigkeit, verbunden mit starken Schmerzen. Wenn die akute
Nierenbeckenentzündung nicht richtig ausheilt oder sich öfters wiederholt, entwickelt
5
vgl. Die Sprache der Niere (Harnwege), Christiane Krohn, S. 19-29
12
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sich daraus eine chronische Pyelonephritis. Dies verursacht einen zunehmendem
Verlust von Nierengewebe und langsam abnehmende Funktionstüchtigkeit der
Nieren.
4.4 Analgetikerniere
übermäßiger und langjähriger Gebrauch bestimmter Schmerzmittel können durchaus
ein Nierenversagen verursachen.
5.4 Nephrosklerose:
lange bestehender Bluthochdruck kann zu einer Schädigung der Nieren führen. Die
Erkrankung verläuft oft schleichend. Die gutartige Nephrosklerose kann über viele
Jahre oder Jahrzehnte verlaufen, sie ist gekennzeichnet durch
Bindegewebsvermehrungen, Vernarbungen und Einlagerungen transparenter
Substanzen.
Die bösartige Nephrosklerose führt oft schnell zum Nierenversagen. Bei dieser
Krankheit tritt die Vermehrung von glatten Muskelzellen in der inneren Schicht der
Arterien auf.
6.4 Zystenniere:
erblich bedingt bilden sich zahlreiche unterschiedlich große, wassergefüllte
Hohlräume (Zysten), die an beiden Nieren langsam das funktionstüchtige
Nierengewebe verdrängen. Durch das Wachstum der Zysten können die Nieren
mehrere Kilogramm schwer werden.
7.4. Schrumpfniere:
diese angeborene oder erworbene Nierenerkrankung kann Folge einer Engstelle am
Abgang der Nierenarterie sein, wodurch die Blutzufuhr reduziert wird. Nierengewebe
stirbt ab und die Niere schrumpft. Eine Schrumpfniere stellt den Endzustand jeder
chronischen Nierenerkrankung dar.
8.4 Hydronephrose:
die Wassersackniere entsteht nach einer Störung des Harnabflusses aus dem
Nierenbecken und dem daraus resultierenden Urinstau. Der von der Niere weiter
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produzierte Urin dehnt das Nierenbecken und übt großen Druck auf das
Nierengewebe aus. Das Nierengewebe wird durch den lang anhaltenden Druck
dauerhaft geschädigt. Ursachen können Harnsteine, Narben (z.B. nach Bestrahlung)
sein oder auch ein lang andauernder Harnrückfluss aus der Blase.
5. Dialyse
1.5 Hämodialyse
Die lebensnotwendige Blutreinigung wird in der heute bekannten Form erst seit den
1960er Jahren angewendet. Dabei wird das Blut des Nierenkranken aus dem Körper
in die so genannte „künstliche Niere“ geleitet. Das Kernstück der „künstlichen Niere“
6
vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 19-22
14
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ist der so genannte Dialysator, ein Filter der das Blut reinigt. Das Blut wird zum
Dialysator geführt, dort von Schlacken gereinigt und dann in die Vene zurückgeleitet.
Ein ausreichender Blutstrom zum Filter wird durch eine Fistel gewährleistet. Eine
Fistel ist eine Kurzschlussverbindung zwischen Vene und Arterie, im Normalfall am
Unterarm. Außerhalb des Körpers wird in den Kreislauf eine Pumpe eingeschaltet,
diese hält den Blutstrom in Bewegung.
Abb. 3
15
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Die Dialyse ist also ein physikalisches Verfahren zur Entfernung gelöster Teilchen
aus dem Blut durch einen halbdurchlässigen Membran. Am Stofftransport durch die
Membran sind vier komplizierte Mechanismen beteiligt.
Diffusion = Entgiftung durch Konzentrationsausgleich: Stofftransporte durch
eine halbdurchlässige Membran von einem Ort hoher zu einem Ort niedriger
Konzentration bis zum Ausgleich, d.h. Wanderung von Stoffen von der
Blutseite durch eine Membran in die Dialysierflüssigkeit.
Osmose = Wasserentzug durch Ultrafiltration, bei Bauchfelldialyse besonders
wichtig: Hindurchtreten von Flüssigkeit durch eine halbdurchlässige Membran,
auf deren beiden Seiten sich ein gelöster Stoff in unterschiedlicher
Konzentration befindet, der selbst die Membran nicht durchdringen kann. Der
Flüssigkeitsstrom geht in Richtung der höheren Konzentration.
Ultrafiltration = Flüssigkeitsentzug durch Druckerhöhung auf der Blutseite oder
Sog auf der Dialysatseite: Übertritt bzw. Transport von Flüssigkeit von einer
Membranseite zur anderen. Dafür ist ein Druckgefälle zwischen Blut- und
Dialysatseite erforderlich. Je höher die Druckdifferenz, umso größer ist der
Flüssigkeitstransport. Der Entzug von Flüssigkeit aus dem Blut wird z.B. durch
Überdruck auf der Blutseite und Unterdruck auf der Dialysatseite erreicht.
Konvektion = Die Bewegung von Stoffen mit einem Wasserstrom, z.B.
gleichzeitige Mitnahme von Stoffen durch Ultrafiltration.
Die angeführten Vorgänge finden alle im Dialysator statt. Die Leistung eines
Dialysators wird durch die Messung des Transportes verschiedener Substanzen und
der Ultrafiltration genauestens erfasst und ist abhängig von der Art der Membran,
ihrer Gesamtoberfläche im Dialysator und einer Reihe von weiteren Faktoren.
Früher galt die Entfernung von Harnstoffen und Kreatinin als Maß für die Leistung
eines Dialysators. Erst nach mehreren Jahren einer lebenserhaltenden, erfolgreichen
Behandlung mit der künstlichen Niere wurde erkannt, dass mit den
niedermolekularen kleinen Substanzen nur ein Teil der Gifte entfernt wird. Auch
Substanzen mit einem größeren Molekulargewicht sammeln sich im Körper an. Um
auch diese beseitigen zu können, wurden besonders gut durchlässige synthetische
Dialysemembrane entwickelt, die die herkömmlichen Zellulosemembranen
weitgehend ersetzt haben. Für die Anwendung alternativer Blutreinigungsverfahren
16
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wie Hämofiltration und Hämodiafiltration sind diese synthetischen Membranen
Voraussetzung. Die Dialyse entfernt nicht alle angehäuften Giftstoffe im Organismus
vollständig. Gleichzeitig entzieht sie dem Körper auch wichtige Substanzen wie
Hormone und Vitamine. Solche Verluste können bei Langzeitdialyse zu sekundären
Organschäden führen.
3.5 Hämofiltration
Bei diesem Verfahren wird aus dem Blut Flüssigkeit abgepresst. Dazu sind stärker
durchlässige synthetische Membranen erforderlich, sogenannte Hämofilter und ein
entsprechender Druckunterschied zwischen dem Blut führenden System und dem
Filtrat führenden System. In diesem Fall erfolgt der Transport von Stoffen nicht wie
bei der Hämodialyse einem Konzentrationsgefälle sondern einem Druckgefälle. Alle
Giftstoffe werden ausschließlich mit der abgepressten Flüssigkeit aus dem Körper
entfernt. Die zuviel abgepresste Flüssigkeitsmenge muss durch eine sterile ersetzt
werden, diese ähnelt in ihrer Zusammensetzung der abgepressten Flüssigkeit. Für
die Entfernung höher molekularer Substanzen ist eine Hämofiltration viel besser
geeignet als die Hämodialyse. Allerdings hat das einen Nachteil, die
niedermolekularen Substanzen werden nicht so gut entfernt.
4.5 Hämodiafiltration
Die Hämodiafiltration ist ein Verfahren das die Hämodialyse und Hämofiltration
kombiniert. Der theoretische Anhaltspunkt für die Kombination beider Verfahren ist
die Tatsache, dass niedermolekulare Substanzen vorwiegend durch Diffusion, die
größeren Moleküle überwiegend durch Konvektion entfernt werden. Bei der
Hämodiafiltration ist die Gesamtmenge der entfernten Giftstoffe viel höher als bei den
Einzelverfahren, da sich Konvektion und Diffusion nicht addieren, sondern parallel
ablaufen und gegenseitig beeinflussen. Dafür verwendet werden die mehr
durchlässig synthetischen Membranen. Wie bei der Hämofiltration wird das Ultrafiltrat
durch eine separate sterile Lösung ersetzt. Beide Verfahren, Hämofiltration und
Hämodiafiltration können eine positive, stabilisierende Wirkung auf den Blutdruck
17
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haben. Bei kreislaufstabilen, älteren und durch eine Herzerkrankung vorbelasteten
Personen können diese Verfahren oft von Vorteil sein.
5.5 Bauchfelldialyseverfahren
Im Gegensatz zur Hämodialyse, bei der ein Dialysator außerhalb des Körpers
verwendet wird, dient bei der Bauchfelldialyse das Bauchfell als Dialysemembran.
Das Bauchfell ist eine dünne Haut, die die Organe des inneren Bauchraumes
überzieht. Es ist sehr gut durchblutet und stellt deshalb eine hervorragende
Austauschmembran dar. Über einen in die Bauchwand fest eingenähten Katheter
wird Dialysierflüssigkeit aus einem Beutel in die Bauchhöhle eingelassen und
umspült so das Bauchfell. Die im Blut gelösten Stoffwechselprodukte und die
Flüssigkeit werden zwischen den Blutgefäßen des Bauchfells und der
Dialysierflüssigkeit ausgetauscht und wieder entfernt. Die mit Schlackenstoffen
angereicherte Flüssigkeit wird nach mehreren Stunden wieder durch den Katheter
abgelassen und durch neue Dialysierflüssigkeit ersetzt. Für das Ein- und Auslaufen
der Dialysierflüssigkeit wird die Schwerkraft genutzt, in dem einmal der Beutel zum
Einlaufen angehoben und zum Auslaufen wieder abgesenkt wird. Im Gegensatz zur
nicht kontinuierlichen Entgiftung bei der Hämodialyse wird bei der Bauchfalldialyse
langsam entgiftet. Dies kommt dem natürlichen Entgiftungsvorgang der Niere
wesentlich näher.7
Den ersten wichtigen Schritt in der Entwicklung der Nierentransplantation machte der
Chirurg Emmerich Ullmann 1902 in Wien mit der ersten technisch erfolgreichen
experimentellen Transplantation bei einem Hund. In den nächsten Jahren
transplantierten der französische Chirurg Jaboulay 1906 und der Chirurg Unger 1909
in Berlin Nieren von einer Ziege bzw. von einem Affen auf Menschen. Diese
Operationen erfüllten zwar alle technischen Voraussetzungen, aber eine langfristige
Nierenfunktion blieb infolge von Abstoßungsreaktionen aus. Die erste
Nierentransplantation von Mensch zu Mensch wurde zwischen 1933 und 1949 vom
7
vgl. Der Dialyse-Ratgeber, Prof. med. Heide Sperrschneider, S. 26-34
18
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russischen Chirurgen Voronoy in Kiew durchgeführt. Aber auch diese Versuche
scheiterten an der Gewebeunverträglichkeit. Es sollte noch mehrer Jahrzehnte
dauern, bis diese Barriere überschritten werden kann.
8
vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 23
19
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Die Zahl der Nieren-Lebendspenden ist seit einigen Jahren relativ konstant (ca. 60).
Allerdings liegt Österreich mit einem Lebendspende-Anteil von etwa 15 % der
Nierentransplantationen deutlich hinter den Ländern Niederlanden, Norwegen,
Schweden, der Schweiz, Australien und den USA zurück.9
Für ältere dialysepflichtige Patienten wurde das Programm ESP (European Senior
Programm) entworfen, um die Wartezeit für diese Patienten zu verkürzen. Durch
verschiedene Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass gerade Nieren von
älteren, über 65 Jahre alten Spendern eine überaus gute Funktion bei gleichaltrigen
Empfängern haben können. Daher werden diese Nieren, die früher überhaupt nicht
9
vgl. www.transplant.at/organtransplantation
20
.
mehr entnommen wurden, mittlerweile speziell älteren Patienten angeboten. Das
Organangebot an den Empfänger richtet sich nicht nach der Übereinstimmung der
Gewebsmerkmale, sondern nur nach der Blutgruppe und der Wartezeit. Diese Nieren
die im Rahmen des ESP angeboten werden, werden bevorzugt regional
transplantiert. Die kurze Konservierungszeit wirkt sich viel günstiger auf die Prognose
des Transplantates aus als eine eventuelle bessere Übereinstimmung der
Gewebemerkmale.
Vor Aufnahme in die Warteliste muss geklärt werden, ob der Patient aus
medizinischer Sicht für die Transplantation geeignet ist, das heißt, ob die
Transplantation mit einem durchaus vertretbaren Risiko durchgeführt werden kann.
Zunächst verschafft sich der Arzt/die Ärztin einen Überblick über die
Krankheitsgeschichte (Beginn und Verlauf der Nierenerkrankung) und die
Begleiterkrankungen wie Herz-, Kreislauf-, Lebererkrankungen etc.. Auch wenig
beachtete Begleiterscheinungen müssen dabei berücksichtigt werden, da diese
gelegentlich unter immunsuppressiver Behandlung nach erfolgter Transplantation zu
bedrohlichen Komplikationen führen können. Anhand der Belastungsfähigkeit des
Patienten im Alltag wie Treppensteigen oder Spaziergänge verschafft sich der Arzt
einen subjektiven Eindruck über den Allgemeinzustand des Patienten. Dieser
subjektive Eindruck muss durch verschiedene Untersuchungen objektiviert werden.
Hierzu werden unter anderem ein EKG, eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes,
eine Ultraschalluntersuchung des Herzens sowie ein Langzeit-EKG zur Beurteilung
der Herz-Kreislaufsituation des Patienten durchgeführt.
21
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Vor einer Transplantation müssen außerdem die arteriellen Gefäße im Becken- und
Beinbereich untersucht werden. Dies ist insbesondere bei Patienten erforderlich, die
über längere Zeit geraucht haben oder zuckerkrank sind. Es können erhebliche
Verkalkungen oder sogar Verschlüsse von Gefäßen vorliegen, die wiederum zu
Durchblutungsstörungen eines Beines nach der Transplantation führen oder sogar
eine Nierentransplantation unmöglich machen.
4.7 Wartezeit
Während der Wartezeit erfolgen etwa alle drei Monate Kontrolluntersuchungen und
die Ergebnisse werden an das Transplantationszentrum weitergeleitet. Sportliche
Betätigungen halten während der Dialysezeit fit und sind sehr von Vorteil und der
Verzicht auf Nikotin und Alkohol vermindert die Infektionsanfälligkeit und das weitere
Fortschreiten der Lungen-, Gefäß- und Leberschädigung.
22
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Im akuten Infekt ist eine Transplantation mit hohem Risiko verbunden. Eine
erhebliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes oder Neuerkrankungen
können dazu führen das der Patient zeitweise oder dauerhaft von der Warteliste
genommen werden muss.
Das Gehirn hat unter den Organen des Körpers eine Sonderstellung, obwohl es bei
einem ca. 75 kg schweren Menschen nur etwa zwei Prozent der Körpermasse
ausmacht (ca. 1500g). Es beansprucht ein Fünftel der gesamten Blutversorgung und
die Hirnzellen sind von allen Organen am empfindlichsten im Bezug auf
Sauerstoffmangel.
Ein hirntoter Mensch sieht aus wie ein Bewusstloser, ist aber trotzdem tot. Die
heutige Intensivmedizin kann langfristig die körperlichen Funktionen wie Kreislauf
und Atmung aufrechterhalten, selbst wenn das Gehirn unwiderruflich ausgefallen ist.
Bei einem Stillstand der Hirndurchblutung gibt es keine Hirnfunktionen mehr, ohne
unterstützende intensivmedizinische Maßnahmen käme es in kürzester Zeit zu einem
Atem- und Kreislaufstillstand.
Das Gehirn ist das übergeordnete Steuerungszentrum für alle Organe und wenn es
ausfällt, können nur noch Maschinen und Medikamente eine bestimmte Zeit
verschiedene Körperfunktionen aufrechterhalten. Die intensivmedizinische
Versorgung verlangsamt den totalen Funktionsausfall von Herz, Lunge, Leber und
Nieren und schafft so die notwendigen Voraussetzungen für eine
Organtransplantation. Mit dem totalen und endgültigen Ausfall des Gehirns aber
sind alle für das Leben des Menschen notwendigen Voraussetzungen für immer
erloschen und dies ist nach der Definition der Bundesärztekammer dann auch der
Zeitpunkt für die Feststellung des Todes.
Tod bei Stillstand der Atmung und Herzschlag kann von jedem Arzt festgestellt
werden, ein Hirntod muss aber durch zwei erfahrene Ärzte unabhängig von den
Transplantationszentren nach genauen Vorschriften untersucht und festgestellt
23
.
werden. Das Ziel der Hirntod-Diagnostik ist es, ein zweifelsfreies Bild vom Zustand
des Patienten zu bekommen. Zuerst muss die Ursache der tiefen Bewusstlosigkeit
(Koma) geklärt werden, erst wenn eine Hirnschädigung zweifelsfrei feststeht, darf
die Hirntod-Diagnostik eingeleitet werden. Bei geringstem Verdacht für noch
erhaltene Gehirnleistungen muss der Patienten von der Hirntod-Diagnostik
ausgeschlossen werden.
Die Funktion des Hirnstamms wird mit der Prüfung von fünf verschiedenen Reflexen
untersucht. Bei bewusstlosen, nicht hirntoten Patienten sind diese Reflexe auslösbar.
Erst wenn sie ausgefallen sind, darf mit Hilfe des Apnoe-Tests die Fähigkeit zur
Eigenatmung geprüft werden.
Pupillenreflexe: Im Normalfall sind beide Pupillen immer gleich weit und
reagieren auch bei Komapatienten auf Licht mit einer Verengung. Bei
hirntoten Patienten fehlt dieser Reflex, beide Pupillen reagieren nicht auf
Lichtreize.
Puppenkopfphänomen: Ist ein Patient bewusstlos, aber nicht hirntot, reagiert
er auf das schnelle Drehen oder Kippen seines Kopfes mit einer langsamen
Gegenbewegung der Augen. Bei einem Hirntoten bleiben die Augen während
dieses Tests – wie bei einer Puppe – reaktionslos in Ihrer Ausgangsstellung.
Hornhautreflex: Sobald ein Fremdkörper die äußere Schicht des Auges
berührt, schließen sich die Augenlider reflektorisch zum Schutz. Prüft ein Arzt
diese Reaktion bei einem Hirntoten mit einem Wattestäbchen, erfolgt keinerlei
Reaktion.
Schmerzreaktionen im Gesicht: Auf Schmerzreize im Gesicht reagieren
nicht hirntote Patienten auch im tiefen Koma mit erkennbaren
Muskelzuckungen oder anderen Abwehrreaktionen der Kopf- und
Gesichtsmuskulatur. Bei einem Hirntoten bleibt dieser Reflex aus.
Würg- und Hustenreflex: Berührungen der hinteren Rachenwand lösen bei
gesunden Menschen einen Würgereflex aus. Auch Bewusstlose zeigen diesen
Würg- und Hustenreflex, hirntote Patienten nicht.
Ausfall der Spontanatmung (Apnoetest): Das unbewusste Atmen ist ein
lebenswichtiger Reflex. Mit dem „Apnoe-Test“ wird die Fähigkeit zum
24
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eigenständigen Atmen zweifelsfrei festgestellt. Zunächst wird der Patient mit
100 Prozent Sauerstoff beatmet, anschließend wird die maschinelle Beatmung
entfernt. Dies hat zur Folge, dass der Kohlendioxid-Gehalt im Blut stetig steigt.
Für die Rezeptoren im Hirnstamm ist das der stärkste Antrieb für eine
Spontanatmung. Setzt die Eigenatmung nicht ein, ist von einem vollständigen
und unwiederbringlichen Ausfall des Atemzentrums auszugehen.
Das Aufklärungsgespräch wird von einem Arzt des Transplantationsteams vor der
stationären Aufnahme durchgeführt. Wenn erforderlich, werden auch andere
sachverständige Personen hinzugezogen. Der Inhalt der Aufklärung und der
Einwilligungserklärung des Organspenders muss in einer Niederschrift
aufgezeichnet werden, die von den aufklärenden Personen und dem Spender
unterschrieben wird. Dieses Protokoll muss laut Transplantationsgesetz auch
Angaben über die versicherungsrechtliche Absicherung der gesundheitlichen
Risiken des Spenders enthalten.
Das Gesetz schreibt vor, dass sich sowohl der Organspender als auch der
Organempfänger zur Teilnahme an einer ärztlich empfohlenen Nachbetreuung
bereit erklären müssen.
10
vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 43-45
25
.
Um auszuschließen, dass die Einwilligung in die Organspende nicht freiwillig
erfolgt oder das Organ „Gegenstand verbotenen Handeltreibens“ ist, muss der
Vorgang vor der endgültigen Entscheidung einer Ethikkommission gutachterlich
vorgelegt werden. Sie umfasst einen Arzt, eine Person „mit der Befähigung zum
Richteramt“ und „eine in psychologischen Fragen erfahrene Person“. Der Arzt
darf weder an der Entnahme noch an der Übertragung von Organen beteiligt sein
noch Weisungen eines Arztes unterstehen, der an solchen Maßnahmen beteiligt
ist.
26
.
2.9 Allgemeine Voraussetzungen für eine Nierenlebendtransplantation
Mögliche Spender müssen sich der potentiellen Gefahren, die Narkose und
Operation mit sich bringen bewusst sein. Im Normalfall gilt die Entnahme für die
Lebendnierenspende allgemein als ungefährlich, es können dennoch Komplikationen
auftreten. Geringfügige Komplikationen wie Harnwegsinfekt und
Wundheilungsstörungen werden bei bis zu 13 % beobachtet und sind langfristig
meist ungefährlich. Die Sterblichkeit nach der Nierenentnahme ist extrem gering, es
gibt nur einige wenige Berichte über Verläufe mit Todesfolge.
Die Abnahme der Nierenfunktion wird erst nach mehr als zwanzig Jahren mit nur
einer Niere festgestellt. Es ist möglich dass weitere Erkrankungen durch die
27
.
Einnierigkeit beeinflusst werden, sodass sie regelmäßig beobachtet und eventuell
behandelt werden müssen:
5.9 Bluthochdruck
Ob eine Organspende häufiger als üblich zu Bluthochdruck führt ist noch nicht völlig
geklärt. Es zeigt sich, dass die einseitige Entfernung einer Niere bei einem gesunden
Menschen nicht zu einer zunehmenden Einschränkung der Nierenfunktion führt, wohl
aber zu einer leichten Erhöhung des Blutdrucks beitragen kann. Die Nierenfunktion
der verbleibenden Niere kann durch erhöhten Blutdruck negativ beeinflusst werden.
Die konsequente medikamentöse Einstellung eines sich entwickelnden
Bluthochdrucks ist besonders wichtig.
6.9 Urineiweißausscheidung
Bei nur einer vorhandenen Niere kommt es anfangs zu einer ausgleichenden
Überfunktion der verbliebenen Niere. Dies kann auf Dauer zu einer leichten
Schädigung der Niere führen. Diese Eiweißausscheidung ist nur sehr gering, sollte
aber regelmäßig kontrolliert werden. Sollten noch andere mögliche Risikofaktoren für
eine eventuelle Verschlechterung der Nierenfunktion hinzukommen, muss nach
weiterer ärztlicher Abklärung eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden.11
11
vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 50-63
28
.
laborchemische Parameter, Alter und Vorerkrankungen des Spenders sowie seine
Nierenfunktion zum Zeitpunkt der Explantation werden berücksichtigt. Im Regelfall
wird der behandelnde Nephrologe des Empfängers telefonisch informiert. Die
aktuelle gesundheitliche Situation des Empfängers wird besprochen und geklärt, ob
der Patient aktuell transplantabel ist.
Die letzte Hürde vor der Transplantation ist die Bestimmung des so genannten
„Cross match“. Diese Untersuchung schließt aus, dass beim Empfänger Antikörper
gegen das Spenderorgan vorhanden sind. Dazu werden Spenderzellen (z.B. aus der
29
.
Milz) mit Serum des Empfängers zusammengebracht. Sollten in diesem Serum
Antikörper gegen Proteine auf der Zelloberfläche der Spenderniere vorliegen, so ist
das „Cross match“ positiv und die Transplantation kann nicht durchgeführt werden.
Nach Abdecken mit sterilen Tüchern folgt die eigentliche Operation. Dabei wird die
Spenderniere zusätzlich als dritte Niere in das kleine Becken des Empfängers
übertragen. Von der Schambeinmitte zur Körperaußenseite erfolgt ein bogenförmiger
Hautschnitt über 25 bis 30 cm Länge.
Nachdem das Fettgewebe und die Muskulatur durchtrennt sind, werden die
Beckengefäße präpariert, wobei die darauf verlaufenden Lymphbahnen geschont
werden.
12
vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 64-65
30
.
Die Nierenarterie der Spenderniere wird nun mit der äußeren Beckenarterie des
Empfängers und die Nierenvene mit der äußeren Beckenvene durch direkte Naht
verbunden. Diese genähten Verbindungen nennt man Anastomosen. Manchmal sind
zwei oder drei Nierenarterien oder Venen der Transplantatniere vorhanden. In
diesem Fall wird die Operation komplizierter.
13
vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 66-69
31
.
Abb.4
Direkt nach der Nierentransplantation kommt der Patient für mindestens einen Tag
auf die Intensivstation wo er überwacht wird. Puls, Atmung, Blutdruck, Temperatur
und Körpergewicht, der Ablauf aus den Drainagen sowie die Operationswunde
werden kontrolliert. Durch regelmäßige Blutabnahmen werden unter anderem die
harnpflichtigen Substanzen (Harnstoff und Kreatinin), Elektrolyte und der
Medikamentenspiegel bestimmt und die Infusionsmenge sowie Art und Dosis der
Medikamente für jeden Patienten individuell zusammengestellt.
Nach der Operation wird durch Ultraschalluntersuchungen mit Doppler (Duplex) die
Durchblutung der Niere kontrolliert. Eventuell auftretende Blutergüsse im
Operationsgebiet oder Harnstau werden entdeckt. Die Ultraschalluntersuchungen
belasten den Patienten gering und werden während der weiteren Betreuung im
Krankenhaus regelmäßig durchgeführt.
Da die Harnblase bei nicht mehr vorhandener oder nur geringer Restausscheidung
unter der Dialyse stark schrumpfen kann verursacht der zur Operation gelegte
Blasenkatheter häufig krampfartige Schmerzen. Leider kann der Katheter erst nach
fünf bis sechs Tagen gezogen werden, da die Nähte in der Harnblase erst verheilen
müssen. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen die Beschwerden mit krampflösenden
32
.
Medikamenten und Schmerzmitteln gelindert werden. Wenn weniger als 50 ml Sekret
pro Tag abläuft, können erst die Wunddrainagen gezogen werden.
Der Patient kann bereits am ersten Tag nach der Operation essen und trinken. Bis
die Darmtätigkeit normalisiert ist wird die Kost schrittweise aufgebaut. Die
Trinkmenge wird täglich abhängig von der Urinproduktion neu festgelegt. Während
die meisten Nieren gleich nach der Operation Urin produzieren, benötigen manche
Nieren eine Erholungszeit. Dies kann mehrere Tage bis Wochen dauern. In dieser
Zeit wird die Durchblutung der Niere geprüft. Durch Nierenstanzen (Biopsie) werden
Gewebezylinder entnommen, um eine Organabstoßung als Ursache ausschließen zu
können. Bis die transplantierte Niere völlig funktionsaufnahmefähig ist, sind in der
Überganszeit Dialysebehandlungen erforderlich.
Schon am ersten Tag nach der Operation wird der Patient mobilisiert. Mit Hilfe von
Pflegepersonal und Physiotherapeuten muss jeder Patient selbst aufstehen, sich
unter Hilfe selber waschen und eine Atemtherapie durchführen. Eventuell auftretende
Schmerzen werden durch passende Medikamente behandelt. Diese Maßnahmen
sind sehr wichtig, da dadurch der Bildung von Blutgerinnseln, einer Lungenembolie
sowie einer Lungenentzündung vorgebeugt werden kann. Die tägliche Heparinspritze
allein reicht als Antithrombosebehandlung nicht aus.
In den ersten Tagen nach der Transplantation wird noch sehr häufig Blut
abgenommen. Bestimmt werden Nierenwerte, Entzündungswerte, Elektrolyte, das
Blutbild und die Medikamentenspiegel der Immunsuppressiva.
33
.
Um Komplikationen rechtzeitig zu erkennen sollten Änderungen des
Allgemeinbefindens wie Glieder-, Kopf- oder Magenschmerzen, Druckgefühl im
Wundbereich oder Brustkorb sowie innere Unruhe oder Herzbeschwerden sofort dem
medizinischen Personal mitgeteilt werden.
1.12 Immunsuppression
Schon vor und während der Operation ist die Einnahme von Medikamenten
erforderlich, die das Erkennen des Fremdorgans und die Abstoßung durch das
Immunsystem des Empfängers verhindern. Diese Medikamente hemmen aber auch
die die körpereigene Abwehr. In der Anfangsphase ist daher eine gewisse Isolierung
des Patienten empfehlenswert. Besucher sollten unbedingt frei von Infektionen sein.
Durch Kontakte wie Händeschütteln können Krankheitserreger eingeschleppt
werden, die bei einem abwehrgeschwächten, frisch transplantierten Patienten zu
schweren Infektionen führen. Das Risiko verringert sich wenn die
Medikamentendosen in den nächsten Wochen herabgesetzt werden.
Um das Abwehrsystem bei Transplantation zu unterdrücken, stehen verschiedene
Medikamente zur Verfügung, die an verschiedenen Stellen des Immunsystems
angreifen. Für jeden Patienten wird ein individuelles Konzept zusammengestellt. 14
1.13 Wundinfektion
Besonders die hoch dosierte Gabe von Kortison und Zellproliferations-Hemmern führt
häufig zu Wundheilungsstörungen. Bakterien finden in dem meist feuchten
Wundmilieu optimale Bedingungen für eine schnelle Vermehrung. Falls es bei der
14
vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 70-75
34
.
Operation zur Verletzung von Lymphgefäßen kommt und sich eine Lymphfistel
ausbildet, liegen auch hier in optimale Lebensbedingungen für Bakterien vor.
2.13 Lungenentzündung
Bei allen größeren Operationen ist die Lungenentzündung eine gefürchtete
Komplikation. Schon bei Gesunden sind die Bronchien mit Bakterien besiedelt, bei
gesteigerter Schleimproduktion der Bronchien nach einer Narkose vermehren sich
diese. Raucher sind besonders gefährdet. Regelmäßige Atemtherapie und Abhusten
von Schleim stellt die wirksamste Prophylaxe dar. Bei immusupprimierten Patienten
ist die Gefahr der Lungeninfektion besonders groß, weil das Abwehrsystem in der
Schleimhaut der Bronchien nicht vollständig funktioniert.
3.13 Harnwegsinfektion
Durch die Einlage eines Katheters in Harnleiter oder Blase können die auf der Haut
vorkommenden Bakterien in die Blase gelangen. Dies kann zu Harnwegsinfektionen
führen. Um solche Infektionen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können,
werden mehrfach Urinproben entnommen. Harnwegsinfektionen verlaufen oft ohne
wesentliche Krankheitssymptome und machen sich meist nur durch eine
Temperaturerhöhung und häufigen, manchmal schmerzhaften Harndrang bemerkbar.
Sind die Infektionen stärker, können auch die harnpflichtigen Substanzen im Blut
ansteigen und Schmerzen im Transplantatlager entstehen. Die Bakterien können
sich nicht nur in der Harnblase, sondern auch im Nierenbecken ausbreiten. Um dem
Fortschreiten eines Harnwegsinfektes vorzubeugen, wird häufig eine antibiotische
Behandlung eingeleitet. Wenn Harnwegsinfektionen öfters auftreten, sollte man nach
Ursachen wie Rückfluss des Urins von der Blase in die Transplantatniere oder
übermäßige Stauung im Nierenbecken suchen.
4.13 Pilzinfektion
Auf jeder Schleimhaut befinden sich geringe Mengen von Pilzen. Das Pilzwachstum
unterliegt einem natürlichen Gleichgewicht zwischen Wachstum und Abbau. Bei einer
Hemmung des Abwehrsystems können vermehrt Pilze in der Speiseröhre, auf der
Mundschleimhaut und in den Bronchien wachsen. Auch Infektionen der Atemwege
mit Aspergillen wurden schon beobachtet. In diesem Zusammenhang ist die
Einhaltung eines absoluten Rauchverbots sehr bedeutend. Auch die Körperhygiene
35
.
spielt eine große Rolle. Als Vorbeugung sollten Waschlotionen mit einem neutralen
PH-Wert verwendet werden.
5.13 Virusinfektionen
Die Cytomegali-Virus-Infektion (CMV) ist oft eine speziell unter Immunsuppression
auftretende Erkrankung. 50 bis 75 % der Bevölkerung sind Träger des Virus,
meistens ohne zu erkranken. Die Infektion verläuft meist völlig unbemerkt. Durch
eine Organtransplantation kann der Virus mit der transplantierten Niere von einem
„positiven“ Spender, der den Virus in sich trägt, auf einen „negativen“ Empfänger
übertragen werden. Unter der Immunsuppression nach der Transplantation kann er
sich dann vermehren und sogar eine schwere Infektionskrankheit hervorrufen. Neben
Glieder- und Kopfschmerzen können Temperaturerhöhung mit Magen- Darm-
Beschwerden, erhöhte Leberwerte oder Lungenentzündungen auftreten.
Verschiedene wissenschaftliche Arbeiten belegen auch einen Zusammenhang
zwischen akuten Organabstoßungen und CMV-Infektionen. Zur Behandlung werden
Virostatika verabreicht.
15
vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 97-99
36
.
14. Nachsorge
Durch Ärzte, Pflegepersonal und Physiotherapeuten wird der Patient schon während
des stationären Aufenthaltes dazu angewiesen, immer mehr Verantwortung für seine
transplantierte Niere und die dafür erforderliche Behandlung zu übernehmen. Bei der
Messung und Dokumentation von Blutdruck, Körpertemperatur, Puls, getrunkener
und ausgeschiedener Flüssigkeitsmenge sowie Art und Dosis der eingenommenen
Medikamente wird er vom Pflegepersonal geschult und führt diese Tätigkeiten bald
selbständig durch. Alle Werte werden täglich in einem Tagebuch vermerkt. Dadurch
können sich der Patient und das medizinische Personal bei Rückfragen oder
Komplikationen rasch über den Ablauf der letzten Tage orientieren. Das
Transplantationszentrum ist in der Regel rund um die Uhr besetzt, damit können viele
Anfragen des Patienten eventuell schon telefonisch beantwortet werden. Im
Zweifelsfall sollte man sich aber schnellstens mit dem behandelnden Arzt in
Verbindung setzen.
Nach Abschluss der stationären Behandlung erfolgt in der ersten Phase nach der
Transplantation zwei- bis dreimal pro Woche eine ambulante Kontrolle beim
behandelnden Nephrologen oder in der Ambulanz des Transplantationszentrums.
Bei stabiler Transplantatfunktion reichen danach in der Regel Kontrollen in vier- bis
sechswöchigen Abständen aus. Neben einer allgemeinen körperlichen Untersuchung
werden bei den ambulanten Kontrollen Blutabnahmen zur Bestimmung wichtiger
Laborparameter und Urinuntersuchungen durchgeführt um vermehrte
Eiweißausscheidung oder Harnwegsinfekte auszuschließen. Weiters werden
Ultraschalluntersuchungen zum Ausschluss einer Lymphozelle oder eines Aufstaus
des Nierenbeckens und Duplex-Untersuchungen zur Bestimmung der
Nierendurchblutung durchgeführt. Die Art und Dosis der Medikamente wird bei jeder
Kontrolluntersuchung neu geprüft und falls notwendig angepasst. In einem
abschließenden Gespräch werden auch noch eventuell neu auftretende Fragen und
Probleme besprochen. 16
16
vgl. Eine neue Niere ist wie ein Neues Leben, Brauer, Stangl, Heemann, S. 100-101
37
.
15. Nierentagebuch
Im Sommer 2005 hatte ich immer größere Probleme mit meiner rechten Niere. Die
linke arbeitete schon seit Jahren nicht mehr – die rechte auch nur noch zu ca. 40%.
Die Leistung der Niere wurde jedoch von Jahr zu Jahr immer schlechter.
Im September 2005 ging es mir sehr schlecht – ich musste am 13. September ins
Landeskrankenhaus Klagenfurt. Nach kurzer Untersuchung war die Diagnose klar:
Ich verbrachte ganze 52 Tage im Krankenhaus; in dieser Zeit ging es mir nach
anfänglichen Problemen eigentlich von Tag zu Tag besser – durch die Dialyse
(Blutwäsche) konnte ich wieder aufstehen, spazieren gehen und einigermaßen am
Leben teilnehmen.
Dialyse-Shunt:
Mitte Oktober 2005 wurde ich dann an meiner linken Hand operiert – mir wurde ein
“Dialyse-Shunt” angelegt. Dadurch war es erst möglich, meine Blutwäsche erträglich
zu gestalten. Bis dahin hatte ich einen Anschluss in meiner Halsvene und musste die
4-stündige Dialyse vollkommen bewegungslos ertragen.
Bei Dialysepatienten wird künstlich ein Shunt (oder auch arteriovenöse Fistel)
angelegt, um ein dickvolumiges Gefäß zur Verfügung zu haben, mit dem man eine
Hämodialyse durchführen kann. Dieses Verfahren wurde 1960 von Belding Scribner
entwickelt.
38
.
Dialyseshunts sind für Patienten mit einer schweren Nierenfunktionsstörung
(Niereninsuffizienz) überlebenswichtig.
Die erste Operation verlief leider nicht erfolgreich, weil der Shunt nicht funktionierte –
ich war sehr enttäuscht und verzweifelt, weil ich endlich aus dem Krankenhaus
wollte.
In dieser schweren Zeit stand mir meine Ex-Gattin Annemarie (wir hatten uns im
Sommer nach 5 Jahren Ehe einvernehmlich getrennt) mit ihrer Hilfsbereitschaft,
Güte, Anteilnahme und Freundschaft unverrückbar zur Seite. Sie hat mich fast jeden
Tag im Krankenhaus besucht, mir Mut zugesprochen und mich wieder aufgebaut.
Ich musste also noch einmal operiert werden. Der 2. Shunt funktionierte Gott sei
dank reibungslos; somit konnte ich dann nach 52 Tage am 4. November 2005 das
Krankenhaus wieder verlassen.
Natürlich musste ich auch weiter jeden 2. Tag zur Hämodialyse, wobei ich diese
ambulant in der Dialysestation des Herrn Dr. Jilly in Klagenfurt durchführen lassen
konnte. Durch meine Krankheit habe ich leider auch meine Arbeit verloren. Ich war
nicht mehr in der Lage, meinen Beruf auszuüben.
Nachdem ich mehrere Untersuchungen über mich ergehen lassen musste, kam ich
auf die Warteliste für eine Organtransplantation.
Ich musste nun also 3x in der Woche zur Blutwäsche. Meine große Hoffnung war,
dass ich bald eine Spenderniere bekomme.
Ich ging weiter zur Dialyse – immer in der Hoffnung, bald eine Spenderniere zu
bekommen. Mir war bewusst, dass in Österreich die durchschnittliche Wartezeit bis
zu 2 Jahren beträgt. Am Samstag, dem 3. Juni kam dann der Anruf, welcher mein
39
.
Leben wieder lebenswert gemacht hat. Gegen 11,00 Uhr vormittags wurde ich von
der Ordination Dr. Jilly verständigt, dass für mich eine Spenderniere vorhanden wäre.
Ich musste noch zur Dialyse nach Klagenfurt – dann ging es mit dem Rettungswagen
nach Wien ins AKH (Allgemeines Krankenhaus). Auch bei dieser Fahrt war meine
Ex-Gattin Annemarie dabei und hat mir Mut zugesprochen. Ich möchte ihr auch dafür
noch einmal extra danken!!
Die Operation dauerte ca. 4 Stunden und ich erwachte gegen 14,00 Uhr des gleichen
Tages aus meiner Narkose. Die Spenderniere funktionierte sofort und nahm sogleich
ihre Arbeit auf und begann die Giftstoffe aus meinem Körper zu filtern und
ausscheiden.
Ich war nach kaum einem Tag bereits auf den Beinen und konnte nach 12 Tagen das
Krankenhaus in Wien mit einer neuen und voll funktionsfähigen Niere verlassen. Ich
konnte mein Glück zuerst gar nicht fassen und brauchte einige Tage, um das
Geschehene zu verdauen.
Wie wertvoll die Gesundheit ist, erkennt man daran, dass es sehr viele
Krankheiten, aber nur eine Gesundheit gibt…
40
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16. Nachwort
Durch die direkte Betroffenheit in meiner Familie hat mich das Thema
Organspenden, in meinem Fall konkret die Nierentransplantation jahrelang begleitet
und durch meine Maturaarbeit noch stärker vor Augen geführt, wie wichtig
Organspenden sind.
Mir wurde noch bewusster, welch großes Glück mein Onkel Franz hatte, denn viele
Menschen warten jahrelang und oft auch vergeblich auf eine Niere. Es gibt viel zu
wenig Nierenspender oder aber die Nierentransplantation ist nicht erfolgreich und die
Niere wird wieder abgestoßen.
In den meisten Ländern Europas wird man nur durch einen Organspenderausweis
zum Spender und die meisten Menschen denken bei Lebzeiten gar nicht über dieses
Thema nach. Nur in Österreich und Spanien ist die Gesetzeslage anders, nämlich
dass man automatisch Organspender ist, nur eine Patientenverfügung kann das
verhindern.
Für mich persönlich steht fest, dass ich mich auf jeden Fall als Organspenderin zur
Verfügung stelle, mein Ableben soll wenigsten noch anderen Menschen weitere
Lebenszeit schenken. Sollte es die Situation einmal erfordern, werde ich sicherlich
auch über eine Lebendorganspende nachdenken.
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Bildverzeichnis
Abb1. http://www.eesom.com
Abb2. http://www.klinikum.uni-heidelberg.de
Abb3. http://www.wissen.de
Abb4. http://www.nierenratgeber.de
Quellenverzeichnis
Ehrenwörtliche Erklärung
Carina Sadjak
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Prof. Mag. Ulrike Turrini-Hammerschlag
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